Wissenwollen oder Nichtwissenwollen

 oder der Coronahund sagt zum Abschied leise servus

 

Ich blicke auf den Beginn der Coronakrise zurück 

Es brauchte nur einen geeigneten Auslöser. Eine schwere Infektionswelle reichte uns als Gesellschaft, um die alten Geister zu wecken, um kollektive Ängste zu reaktivieren. Damit ich nicht von vornherein als Schwurblerin abgekanzelt werde, betone ich an dieser Stelle, mit Corona erreichte uns anfangs eine wirklich schwere Infektionswelle. Und mit ihr zeitgleich eine gigantische Gesundheits- und Gesellschaftskrise. Weil wir im Gischtnebel der Coronawogen die Orientierung verloren haben, sind wir aneinander geraten. Wir haben uns heillos ineinander verkeilt und landeten im Chaos einer verheerenden Täter-Opfer-Dynamik. Ich habe viel darüber nachgedacht und mich gut informiert. Was ich bis jetzt verstanden habe, läuft auf ein Grundthema hinaus. ANGST und das Bemühen sie unter Kontrolle zu bringen. Nicht beruhigte Angst macht Menschen gehorsam. Und in der Folge dumm. Das ist allgemein bekannt und nichts Neues. Totalitäre Gesellschaften funktionieren nach diesem Prinzip. Manche Menschen reagieren aber richtig bösartig, wenn es ihnen nicht gelingt, ihre Ängste in den Griff zu bekommen. Sie gehen dann in die Abwehr und projizieren ihr nicht enden wollendes Bedrohungsgefühl auf andere. Sie bloß Gesundheitsfanatiker oder Hypochonder zu nennen, verniedlicht das Problem. Derartige Zeitgenossen wollen ihre Mitmenschen dazu zwingen, auf ihre skurrilen Angstbeißereien Rücksicht zu nehmen und sie als angemessen zu tolerieren. 

 

Das ist mein höchst persönlicher Erklärungsversuch: Im Jahr 2020 drangen alte, tief verdrängte, ganz persönliche Lebensängste bei vielen Menschen ins Bewusstsein. Diese Ängste vermischten sich mit den Krisenängsten und Bedrohungen der aktuellen Zeit. Damit meine ich Themen wie die Folgen des Turbokapitalismus, wir leiden unter Teuerung und Inflation, neuerdings müssen sogar Schweizer Banken vor dem Crash gerettet werden, der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine zermürbt, unkontrollierbare Migrationsströme überforden unsere Gesellschaft, Umwelt- und Klimakatastrophen nehmen zu, die Plan- und Hilflosigkeit ebenso. Zusammen erzeugten diese Zutaten eine unerträgliche Gemengelage, eine toxische Mischung.

 

Ängste sind auf einmal massenhaft aufgepoppt. Frei flottierende Ängste, eine nie zuvor gekannte Panik machte sich weltweit breit. Leider gossen unsere Medien mit der TV-Ausstrahlung der Sargkolonnen aus Bergamo das sprichwörtliche Öl ins Feuer. Letztlich waren es Todesängste - aufgeladen mit der Horrorvorstellung, qualvoll ersticken zu müssen - die den Dominoeffekt auslösten. Der Ausnahmezustand war da.  In unserer einst so unbeschwerten Komfortgesellschaft erwachte ein Angstmonster. Was nun? Man hätte von der Politik und den Medien erwarten können, dass sie deeskalieren und erst mal für Beruhigung und gute Information sorgen. Das hätte geholfen. Das hätte das Vertrauen in das Erarbeiten von guten Lösungen gestärkt. Ist aber nicht passiert. Sondern das Gegenteil. In Deutschland und in Österreich wurden gezielt Ängste geschürt. Ich erspare mir die vielen Weblinks mit den Belegnachweisen. Und so wurde das Angstmonster scharf gestellt, eingefangen und dann auf ein winziges Virus losgelassen.

 

Wahnhafte Angstabwehr

Überspitzt gesagt wurde auf der politischen Ebene mit den Ängsten der Menschen so verfahren: „Wir retten euch alle, ihr sollt nicht sterben! Mit und an Corona zu sterben strengstens verboten! Wir bekämpfen Gevatter Coronatod. Koste es, was es wolle. So werden wir Corona besiegen.“

 

Das hatte natürlich Folgen. Die Angstabwehr der corona-gestressten Menschen wurde immer heftiger, geradezu wahnhaft. Das wiederum veranlasste die Politik zu immer autoritäreren Durchgriffen. „Koste es was es wolle". Diesen Politshow-Spruch werden wir wohl alle in Erinnerung behalten. Die Zeit der "Prognose-Experten" war gekommen. Der virologische Tunnelblick hatte Hochkonjunktur. In die Tat umgesetzt wurden Kindergarten- und Schulschließungen, strikteste Maskenpflicht, Kontaktverbote, Lockdowns, direkter und indirekter Impfzwang, Mehrfachimpfungen in Massenabfertigungshallen, Reiseverbote, Arbeitsverbote, Bestrafung von Maßnahmenkritikern, uvm. Drei Jahre später: Welches Ergebnis haben wir heute nach all diesen „Schutzmaßnahmen“? Ein enttäuschendes, ein ernüchterndes, wird wohl man wohl sagen müssen. Allein das Virus blieb cool. Es mutierte von selbst in eine milde Variante. Unverhältnismäßige Null-Covid-Strategien konnten dagegen so gut wie nichts ausrichten. Ziemlich blamabel, die Lage. Sündenböcke mussten her, um das Desaster zu verschleiern, die Ungeimpften passten gut ins Konzept, man brauchte Feinde wie im Krieg.

 

Was war das Schlimmste am Ganzen?

Ich finde, am schlimmsten war, dass wir von ihnen aus einander dividiert worden sind. Dass das geschehen konnte, ist das eigentliche Problem. Wir wurden gespalten in die Guten und in die Bösen. Als gäbe es zwei Kategorien von Menschen. Chaos, Dummheit, Moralismus, Feindseligkeit und Hass gehören seither zum normalen gesellschaftlichen Modus. Alles ist verdreht, auf den Kopf gestellt. Kritiker sind auf einmal Leugner, Wahrheit wird zur Verschwörungstheorie, Solidarität ist jetzt Gehorsam, Selber denken bedeutet unsolidarisch sein, Grundrechte sind jetzt Privilegien, Hinterfragen bedeutet asoziales Verhalten, Realisten sind Verweigerer, Zensur nennt man jetzt Faktencheck, Denunzianten sind seit zwei Jahren unsere Beschützer, Lobbyisten sind unsere Experten usw. 

 

Schwamm drüber! So tönt es jetzt aus allen Ecken. Jetzt ist ja alles wieder normal, und ach, so schlimm war es ja gar nicht. Aber das stimmt nicht. Was während der Coronakrise mit uns gemacht wurde, war schlimm, sehr schlimm sogar. Wie unzählige andere, die sich maßnahmenkritisch geäußert haben, die sich gegen die Zwangsimpfung gewehrt haben, wurde ich in meiner beruflichen Arbeit und in meinem Sozialleben erpresst. Und versuche bitte niemand, der „2G“ und den "Lockdown für Ungeimpfte" nicht am eigenen Leib erlebt hat, dies zu beschönigen! Nette Menschen haben maßnahmenkritische  Menschen auf einmal wie  Aussätzige behandelt. Sie wurden belächelt, verfolgt, bedroht, mundtot gemacht, geächtet, gedemütigt, angezeigt, ihrer Existenz beraubt – und all das unter tatkräftiger Mithilfe der Medien.

 

Unsere Retter sind Täter

Viele hoffen und glauben vielleicht, dass diejenigen, die heute das Sagen in Politik und Gesellschaft haben, die, die das Weltgeschehen lenken, die tun schon das Richtige. Sie hören auf die richtigen Experten aus Medizin und Wissenschaft. Und sie meinen es ja gut mit uns. Das glaube ich definitiv nicht. Ich halte sie für Trauma-Täter. Sollte der Faschismus noch einmal zu uns kommen, dann wird er nicht sagen: Hallo, ich bin der Faschismus! Nein, er wird sagen: Ich, die Politik, rette euch vor einem Virus! Oder er wird sagen: Waffen können Menschenleben retten! Das ist provokant. Stimmt. Aber weshalb sollte man für solche Narrative seinen gesunden Menschenverstand opfern? Wenn politische und ökonomische Eliten skrupellos ihre Agenda vorantreiben, von verängstigten Menschen einseitig Solidarität einfordern, konformes Verhalten mit Gewalt erzwingen, Wissenschaft und Medizin für ihre Zwecke missbrauchen, das eigene Versagen vertuschen, um sich dann gönnerhaft als Retter aufzuspielen, dann ist das weder normal noch gesund. Es ist kriminell und krank. Nicht viele Menschen können/wollen diese Realität sehen. Das bekümmert mich und macht mich wenig optimistisch für eine unvoreingenommene Aufarbeitungsphase, die kommen muss, auch in Österreich. Der Teppich, unter den der Corona-Mist jetzt gekehrt wird, ist riesengroß. Da hat viel Platz. 

 

 

Was hindert die Aufarbeitung?

Ein Blick nach Deutschland zeigt, wie dort die Aufarbeitung gehandhabt wird. Eine unvoreingenommene faktenbasierte Aufarbeitung der Coronapolitik findet nicht statt. Richter Dr. Manfred Kölsch weist auf die Hindernisse der Coronapolitk hin. Er fragt: Hat nun die Phase der Aufarbeitung der Corona-Politik der letzten Jahre begonnen? Ist nicht ein allgemeines Aufatmen zu spüren nach dem Wegfall fast aller Grundrechtseinschränkungen? Wir haben viel zu verzeihen, hört man von Jens Spahn. Karl Lauterbach nennt das Verhalten der Kliniken bei der Anschaffung von neuen Intensivbetten und dem Verhalten bei der Geltendmachung der sog. Freihaltepauschale Betrug. Hardliner der Lockdown-Politik wie Karl Lauterbach, Jens Spahn, Lothar Wieler und Christian Drosten sind nun der Auffassung, Schulschließungen seien unnötig gewesen. Selbst den Ethikrat haben Bedenken erreicht: Besonders Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien Gesellschaft und Politik vieles schuldig geblieben, beklagt nebulös die Vorsitzende Prof. Alena Buyx. Die Skepsis bleibt dennoch. Es wird vermieden, die Aushebelung einer freien, egalitären und solidarischen Bürgergesellschaft durch Grenzschließungen, Lockdowns, Demonstrationsverbote, Eltern-Entrechtung, indirekte oder partiell direkte Impfpflichten und Verfolgung von Maßnahmenkritikern als Irrweg zu benennen. Die Rechtsverletzungen bei der Zulassung der Covid-Impfstoffe werden aus der Diskussion herausgelassen. Die Frage, wie es möglich war, dass dies alles bei Medien, „Experten“ und Bevölkerung nicht auf nennenswerte Opposition gestoßen ist, wird umgangen.

 

Wie geht Versöhnung?

Trotzdem. Irgendwann müssen wir uns wieder die Hände reichen. Weil wir Menschen sind. Versöhnung ist etwas Erstrebenswertes. Sie ist auch erreichbar. Versöhnung kann gelingen, wenn diejenigen, die andere Menschen geschädigt haben, auch wirklich einsehen und bereuen, dass sie schlimme Fehler gemacht haben. Ich wünsche allen Verantwortlichen, dass sie diese menschliche Größe aufbringen können. Denn dann erst können sie sich von ihrer Retterillusion verabschieden. Wenn sie das schaffen, wird es ihnen nicht mehr schwer fallen, sich bei den  Geschädigten zu entschuldigen und ein Wiedergutmachungs-Angebot zu machen. Natürlich wird das etwas kosten. Aber es würde heilsam sein und all jene rehabilitieren und versöhnen, die diskriminiert, erpresst und schikaniert worden sind. Einfach nur ein bisschen die Vergangenheit umdeuten und schlimme Dinge kleinreden - das wird nicht funktionieren. Scheinheilige Lippenbekenntnisse werden keine Versöhnung bringen. Politik und Medien haben jetzt ihre Chance.